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Persönliche Notizen aus Digitalien.

Reiner Gärtner - Newcastle, Australien

Buchnotiz - Indistractible von Nir Eyal

Es gibt Bücher, die neue Themenfelder erschließen, die sich nur in kurzen Leseetappen erobern lassen, weil alles neu und zunächst unfassbar ist. Und dann gibt es Bücher, die wie freundliche Bekannte daherkommen. Diese Bücher erinnern uns daran, was wir schon immer wussten, was uns interessiert, aber auch immer wieder nach hinten schieben. Nichts blieb kleben, und deswegen müssen wir solche Bücher manchmal erneut lesen, obwohl bereits alles bekannt ist.. Ein Beispiel dafür ist “Indestructible” von Nir Eyal.

No regrets?

Das Bedauern ist in uns schon in jungen Jahren angelegt. Doch die Bedeutung ändert sich über die Jahre. In jungen Jahren bedauern wir, dass wir etwas getan oder nicht getan haben. Das wirkt nicht lange und schon ist der Schwamm der Zeit drübergewischt und wir haben es vergessen, weiter geht es. Junge Menschen sagen „no regrets“. Das klingt überzeugend, aber niemand scheint sich daranzuhalten.

Mit zunehmendem Alter bekommt das Bedauern einen neuen Geschmack und wird zum Bereuen: Über die Jahre verwischt sich das Nachsinnen einzelner Entscheidungen zu einer zähen Masse. Dann geht es gar nicht mehr um tatsächliche Ereignisse und Entscheidungen, sondern um Richtungen, die man eingeschlagen hat – oder eben nicht. „Hätte ich doch früher dies oder jenes gemacht.“: mehr gespart, gesünder gegessen, den Job angenommen oder den Job abgelehnt; den Menschen umworben oder abgestoßen; hier geblieben oder wäre ich besser weggegangen.

Buchnotiz: 'Kampfschrift gegen den Lärm' von Theodor Lessing

Ich liebe es, in der Projekt Gutenberg Bibliothek zu stöbern und literarische Schätze aus vergangenen Epochen zu entdecken. Kürzlich bin ich auf ein faszinierendes Zeitdokument aus dem Jahr 1908 gestoßen, verfasst von dem Schriftsteller und Philosophen Theodor Lessing: „Der Lärm – eine Kampfschrift gegen die Geräusche unseres Lebens“.

„Kampfschrift“ klingt zunächst einmal recht kriegerisch. Wer hätte jedoch damals, nur sechs Jahre vor dem Ersten Weltkrieg, ahnen können, welche Schwere dieser Begriff später einmal tragen würde. Heute würde man Lessings Werk wohl eher als Ausdruck bürgerlichen Unmuts bezeichnen. Und genau so wirkt es auch. Dies wird bereits im ersten Satz klar: „Ungeheuerliche Unruhe, grauenhafte Lautheit lastet auf allem Erdenleben.“ Ein düsterer Anfang, der sich nicht mehr aufhellen wird.

Fake it and you will never make it

Im Englischen gibt es den Ausdruck „fake it till you make it“. In diesem Lebensansatz geht es darum, dass man am Anfang einfach so tut, als könnte man es. Und wenn man die Gelegenheit hat, es länger zu tun, dann kann man es wahrscheinlich irgendwann wirklich.

In Zeiten der künstlichen Intelligenz kommen viele in die Lage, einfach die künstliche Intelligenz die Arbeit machen zu lassen, um damit einen Schritt weiter in ihrer Arbeit zu kommen. Allerdings gilt dieser englische Satz nun nicht mehr oder müsste anders geschrieben werden: „fake it and you will never make it“. Der Grund ist, dass wir uns dann viel zu sehr auf die künstliche Intelligenz, die ja immer alles besser weiß, verlassen und es nicht mehr selbst können. Unsere Fähigkeiten erschlaffen. Wir verlieren unser Menschsein und werden zu „frittierten Auberginen“.

Lernen von Meinungsverschiedenheiten

Learn how to learn from those you disagree or even offend you. See if you can find the truth in what they believe.

Das ist ein Satz aus dem wunderbaren Buch „Excellent Advice for Living“ von Kevin Kelly. Ich werde das Buch später mal genauer besprechen, aber zunächst habe ich mir vorgenommen, die vielen weisen Vignetten aus dem Buch als Impulse zum Weiterdenken und Weiterschreiben zu nehmen. Außerdem will ich, in Anlehnung an meinen Beitrag „Menschsein (01): Schreibschrift üben“ einen Großteil meiner Notizen in „Langform“ per Hand schreiben. Dazu benutze ich Goodnotes auf meinem iPad, konvertiere das Handgeschriebene in Text und veröffentliche es so wie ich es geschrieben haben (okay, groben Schwachsinn streiche ich schon heraus, aber ansonsten lasse ich es. Die Texte sind ja sehr langsam per Hand entstanden). Den ersten, handgeschriebenen Absatz findest du hier.

Menschsein (01) - Schreibschrift üben

Neulich habe ich in einer dieser Kisten unter unserem Haus einen Aktenordner mit alten Dokumenten gesucht. Dabei bin ich auf mehrere Kisten gestoßen, in denen viele schwarze Moleskine-Notizbücher in verschiedenen Größen lagen. In ihnen steckt mein analoges zweites Gehirn aus den Jahren 1997 bis etwa 2015. In diesen Jahren habe ich sehr viel Handschriftliches hinterlassen.

Damals saß ich stundenlang in Cafés und habe Menschen beobachtet und für mich interessante Dinge aufgeschrieben. Ich habe tief in meiner Seele gekramt, um zu verstehen, was mich ausmacht, was mir fehlt und was ich will - wahrscheinlich oft zu viel davon. Ich habe dort Mitschriften von Meetings hinterlassen und natürlich viele Listen geführt über die Dinge, die ich in den nächsten Tagen, Wochen und Monaten erledigen möchte: Wie viel Geld kommt herein oder fehlt noch? All das.

Die vergessene Präsentation

Kürzlich klingelte mein Handy. Es war eine unterdrückte Nummer, auf dem Display stand nur “No Caller ID”. Etwas unwirrsch beantwortete ich den Anruf, denn normalerweise melden sich unter unterdrückten Nummern nur Roboterstimmen, die behaupten, ich hätte etwas nicht bezahlt und ich hätte nun große Probleme, weil ich einen Rückstand bei der Steuerbehörde habe. Oder es sind gelangweilte Telemarketer aus der Telekommunikationsbranche, die mir etwas aufschwatzen wollen.

Am anderen Ende der Leitung war eine Frau, deren Namen ich nicht richtig verstand. Sie sprach zu schnell und im Hintergrund lärmte eine für mein Ohr recht unangenehme Geräuschkulisse; es klang fast so, als säße sie mitten in der Küche bei McDonald’s mit klappernden Friteusenkörben und dem üblichen Piepkonzert der vielen Salamander, Mikrowellen und anderen Fetterhitzer. Ich wollte schon auflegen, gab ihr dann aber doch eine Chance.

Heute schon gehampelt?

Wie sich die Welt doch verändert hat. Früher hieß es einfach “Hampelmann”. Wenn man mit beiden Füßen nebeneinander lossprang, dann die Beine lang auseinanderspreizte und gleichzeitig die Arme, die vor dem Sprung lang neben dem Körper baumelten, zur Seite schleuderte, um sie dann oben über dem Kopf zu einem Klatschen zu bringen. Und idealerweise landeten zeitgleich die Beine und Füße wieder wohlsortiert in ihrer Ausgangsstellung. Ein klassischer Hampelmann, oder im Englischen auch „Jumping Jack“ eben. Aber darf man das überhaupt noch sagen? Wie heißt das mittlerweile in Zeiten des Genderns? „Hampelmänner, Hampelfrauen und LBQT-Hampler? Oder Hampelspringende? Einigen wir uns einfach auf „Hampler“, denn an der Bewegung ändert sich ja nichts.

KI - mein letzter Pieps

Das ist das letzte Mal, dass ich über Künstliche Intelligenz schreibe. Versprochen. Wenn ihr euch meine letzten Einträge anseht, werdet ihr feststellen, dass ich scheinbar kein anderes Thema mehr kenne als die Künstliche Intelligenz. Das ist bedenklich. Sogar meine Familie und alle, die dieses Thema nur am Rande erwähnen, müssen meine endlosen Monologe über die vielen Veränderungen, die die Künstliche Intelligenz in der Zukunft mit sich bringen wird, ertragen. Es ist schrecklich; ich kann mir kaum selbst zuhören.

Wie ein unaufgeräumter Kühlschrank im Kopf

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Zeig mir dein Haus, deine Wohnung, deine Garage und das Innere deines Kühlschranks. Ein Blick genügt, um herauszufinden, ob du auch im Kopf sortiert bist. Ist äußerlich ein Riesenchaos um dich herum? Dann wird es in deinem Kopf vermutlich auch nicht sortierter und klarer sein. Ist bei dir alles aufgeräumt, liegt alles an seinem Platz? Dann sind die Chancen größer, dass auch in deinem Kopf Ordnung herrscht. Aber das muss nicht unbedingt der Fall sein.

Bist du ein Schwindler?

Angenommen, du möchtest ein Buch schreiben, obwohl das Schreiben nicht unbedingt zu deinen Kernkompetenzen gehört. Aber du hast viel erlebt und weißt eine Menge. Genug für ein Buch, sagen auch deine Freundinnen und Kolleginnen. Du beginnst zu recherchieren und das Buch zu schreiben. Schließlich findest du sogar einen Verlag, der dein Buch veröffentlichen möchte. Ein professioneller Lektor oder eine professionelle Lektorin überprüft dein Manuskript und gibt Verbesserungsvorschläge, macht es zugänglicher und lesbarer. Zusammen schleift ihr am Werk, bis es tatsächlich veröffentlicht wird.

Buchnotiz: Simple Six und Intelligentes Fitness

In weniger als sechs Wochen nehme ich am City2Surf-Lauf in Sydney teil. Dies ist die Laufveranstaltung, an der weltweit die meisten Menschen teilnehmen - über 100.000. So richtig fit fühle ich mich noch nicht, obwohl ich seit Anfang des Jahres wieder mehr Sport treibe und sogar einen Fitness-Passport besitze, den ich in fast jedem australischen Fitnessstudio und Schwimmbad benutzen kann. Eine herrliche Sache.

Ich beginne also wieder mit dem Laufen, schaffe aber momentan nur etwa 7 km flüssig. Mitte August darf ich 14 Kilometer laufen, vom Sydney CBD an der Oper vorbei, durch den Botanischen Garten bis nach Bondi. Deswegen starte ich nun etwas ehrgeiziger mein Fitness-Projekt, das nicht nur aus Laufen, sondern auch aus einem gesamtheitlichen Fitnessansatz besteht.

Obsidian backup auf dem Mac per rsync

An verschiedenen Stellen meiner Notizen habe ich schon über die Wichtigkeit von Backups gesprochen. Seit einigen Monaten benutze ich Osidian für meine Texterstellung (alles in Markdown) und da wollte ich sicherstellen, dass die im Vault abgelegten Dateien nicht nur in meiner iCloud liegen, sondern auch mit meinem lokalen Mac und mit meinem Server auf uberspace synchronisiert. Und das möglichst automatisch. Ein Fall für rsync!

Es hat eine Weile gedauert bis ich es hinbekommen habe. Damit ich es später replizieren kann (und du auch), hier ist mein Setup:

In diesen Blog kommen nur Hirn, Bauch und viel Reiner

Vielleicht fragst du dich, wie viel von dem Text auf dieser Webseite von einer künstlichen Intelligenzmaschine geschrieben und wie viel von mir mit meinen eigenen Händen getippt wurde. Diese Frage stellt sich wahrscheinlich nicht nur bei diesem Blog, sondern auch bei anderen Websites, zum Beispiel von Unternehmen. Für diesen Blog garantiere ich old-school-original-human-thinking. Es kommt alles aus meinem Kopf und Bauch, ziemlich ungefiltert und recht unpoliert. Man könnte auch sagen: authentisch Reiner. Wenn du mich kennst, mit mir schon mal einen Kaffee oder ein Bier getrunken hast, dann solltest du mich hier in diesen Zeilen hören.

Augen auf bei der KI-Praktikantenwahl

Ich höre oft, dass aufgrund der KI viele Jobs verloren gehen werden. Das kann sein, es könnte aber auch anders kommen. Vielleicht verschieben sich auch nur die Aufgaben und es entstehen neue Jobs. Ein Beispiel dafür ist der Grafikdesigner, der Logos für Kunden entwirft. Wird er bald ohne Arbeit sein, weil künstliche Intelligenz-Logo-Tools genauso gut oder sogar besser sind? Es kommt darauf an. Ohne ein genaues Briefing wird das Ergebnis nicht das sein, was der Kunde will. Wenn ihm nur bunte Bilder wichtig sind - und solche Kunden gibt es - sollte sich der Grafikdesigner bereits jetzt neue Kunden suchen, die seine Handwerkskunst schätzen.

Markdown-Tabellen aus Obsidian in Excel konvertieren - mit Beautiful Soup

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, einen Baum zu fällen. Man kann sich an ihm abarbeiten und irgendwann ist er gefällt, oder man nimmt sich Zeit zum Schärfen der Axt und fällt den Baum mit wenigen Schlägen.

In meinem aktuellen Auftrag muss ich aufwendige Excel-Tabellen mit Text füllen und abstimmen. Das ist fehleranfällig und meine Freigabepartner*innen finden es eigentlich auch unübersichtlich. Deshalb bereite ich alles in Obsidian vor und benutze das Excel-to-Markdown-Plugin sowie das Advanced-Table-Plugin, um die Arbeit einfacher zu gestalten.

Künstliche Intelligenz kann dich nicht berühren

Künstliche Intelligenz mag zwar viele Fähigkeiten besitzen, aber sie kann nicht nett zu anderen Menschen sein. Anderen Menschen zuzulächeln, sie zu streicheln und ihnen ein gutes Gefühl zu vermitteln, vor allem das Gefühl, dass sie auch nur Menschen sind und sich nun einmal so fühlen – das kann die künstliche Intelligenz nicht.

Wenn ich von einer Maschine angefeuert werde, dann ist das ein anderes Gefühl als von einem lieben Menschen. Wenn du jemanden antreibst oder einfach nur für ihn da bist, zuhörst, dann wird das dem Menschen guttun – viel besser, als wenn der Mensch vor seinem elektrischen Gerät sitzt, egal wie intelligent dieses Gerät sein mag.

Künstliche Intelligenz und das mittlere Management: Zukunft oder Bedrohung?

Ihr kennt sicherlich diese Managertypen, die irgendwo im mittleren Management arbeiten und dafür bezahlt werden, den ganzen Tag in Meetings zu sitzen und dort entweder zustimmend zu nicken oder etwas zu kritisieren, dabei aber trotzdem unnahbar und unangreifbar zu bleiben. Sie sind alle sehr gestresst, weil sie ständig von einem Meeting zum nächsten eilen.

Dazwischen bleibt kaum Zeit, um noch etwas zu lesen oder zu lernen, denn sie müssen sich ständig mit ihren Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen auseinandersetzen. Was geschieht nun mit ihnen, wenn künstliche Intelligenz immer präsenter wird?

Abkürzungen vermeiden

Alles wird schneller: Wir drücken nur auf einen Knopf und es wird besser, interessanter, bunter und schöner. Was passiert aber, wenn in der Welt nur noch Abkürzungen existieren und wir die langen Wege nicht mehr kennen, falls das System ausfällt?

Wir wissen nicht genau, wie es dazu kam, aber wir sehen und lesen, dass es nun besser, glatter, flüssiger und schöner ist. Den Weg dorthin haben wir verloren. Wir haben etwas in eine schwarze Box gesteckt und auf der anderen Seite kommt dieses glattpolierte Textchen mit dem Wow-Effekt heraus. War es das, woran ich dachte? Ich kann es kaum noch erkennen. Aber es ist sicherlich besser als die Rohidee in meinem Kopf.

Nicht-Selbsthilfe: Wie weniger Selbstoptimierung zum Glück führen kann

Das Problem bei der Selbsthilfe, dem sogenannten Self-Help, besteht darin, dass man ständig das Gefühl hat, sich verbessern zu müssen. Weil man die ganze Zeit darauf aus ist, sich zu verbessern, übersieht man, was man bereits gut kann. Denn natürlich gibt es immer Möglichkeiten, Dinge besser zu machen.

Wenn man allerdings einmal in diesen Strudel gerät und es zur Gewohnheit wird, sich ständig verbessern zu wollen, ist man nie glücklich. Man lebt ständig unter Druck, etwas zu verbessern, und jeder nächste Schritt wird schwieriger und mühsamer.