Talent wird unterbewertet
Die Welt ist voller Möglichkeiten und Chancen. Du hast Zugriff auf Wissen und auf Menschen, die etwas wissen. Wenn Du etwas schaffen willst und genügend Zeit und Energie investierst, dann kommst Du an die Spitze – oder in die Tiefe. Du musst einfach dranbleiben und unbeirrt Deinen Weg gehen. Nur welchen?
Ich habe immer wieder mit Menschen zu tun, die gut in ihrem Beruf sind. Weil sie es schon lange tun. Die Zeit und die Erfahrung hat sie dorthin gebracht. Manchmal spüre ich aber auch eine gewisse Müdigkeit. Die schlappe Körpersprache, die energielose Stimme und die glanzlosen Augen signalisieren: Eigentlich bin ich gelangweilt. Mich interessiert es nicht die Bohne, was ich hier tue und eigentlich bin ich gar nicht an der richtigen Stelle. Ich bin geboren für etwas anderes.
Nur harte Arbeit reicht nicht
Viele verbiegen und passen sich mit der Zeit an. Das ist nicht schlimm, denn wir müssen uns ständig den neuen Zeiten und Anforderungen anpassen. Zu Beginn schlüpfst Du in eine für Dich unbequeme Rolle, um Dich herauszufordern. Du willst Dein „Skillset“ erweitern und Wert erhöhen. Der introvertierte Fachexperte wird zum umjubelten TED-Speaker und die extrovertierte Kauffrau versauert in der Rechnungsabteilung im Keller des Gebäudes. Beide fühlen sich nicht wohl und es kostet Kraft, sich täglich aufzuraffen und wieder einen Arbeitstag in dieser Rolle zu überstehen.
Und jetzt kommen wir endlich zum Thema „Talent“. Ich definiere es mal so: Du kannst etwas, das Dir ganz mühelos von der Hand geht. Es kommt Dir zugeflogen. Du musst Dich nicht groß anstrengen und vielleicht macht es sogar Spaß, muss es aber nicht. Dein Talent ist Deine „Superkraft“, die es zu entfalten gilt.
Was ist Deine Superkraft?
Manchmal wird Talent schon früh – zu früh – erkannt und in den ersten Lebensjahren verbrannt. Ein Beispiel dafür ist der vierjährige Geigenspieler, der zum Instagram-Hit wird und schon als 10-jähriger die Geige nie mehr anfasst. Es kann natürlich auch passieren, dass das Talent erst viel später erkannt wird, weil es dem Umfeld vorher nicht aufgefallen ist oder es erst später so richtig Wirkung enfaltet (Tiefenkonzentration).
Wahrscheinlich gibt es noch den Unterschied des Interesses und des Talents. Du kannst und solltest an allem interessiert sein, doch nicht immer ist das Talent dafür da. Ich finde, man sollte das Interessante weitermachen (denn es gibt Energie), aber letztlich das Interessante mit dem Talent besonders fördern.
Das unterdrückte Talent
Viel zu oft wird Talent auch überhaupt nicht erkannt oder sogar unterdrückt. Viele Menschen wurden in ihrer Kindheit schon programmiert: „Der Reiner, der hat kein Talent für Musik.“ Das sagte mein Musiklehrer in der Schule. Ich habe vielleicht auch deswegen nie ein Instrument gelernt. Jetzt ärgere ich mich darüber (deswegen werde ich sicher irgendwann mal Klavier lernen, unabhängig von meinem Talent).
Wenn jemand ein Talent hat und das auch bekannt ist, warum suchen wir uns nicht die Aufgaben, die unserem Talent auch entsprechen? Denn die Kombination aus Talent, Hingabe und Ausdauer sind doch sehr vielversprechend. Als eher introvertierter Mensch habe ich es gelernt, zeitweise auch extrovertierte Wesenszüge zu praktizieren. Für mich ist das aber anstrengend. Meine Talente liegen woanders.
Wo liegen Deine Talente?
Ich bin viel besser, wenn ich im Hintergrund die Fäden ziehen kann, wenn ich in kleinen Gruppen arbeite und wirklich etwas umsetze und nicht or großem Publikum spreche. Mein Talent ist es, komplexe Zusammenhänge zu verstehen und daraus die Essenz zu finden. Ich mag Balance, Nuancen, die Stille und Bewegung. Ich bin ein guter „Starter“, das „Durchhalten“ habe ich mir hart erarbeitet.
Als talentierter Pfadfinder kannst Du mich irgendwo aussetzen und ich finde meinen Weg immer zurück. Um mich wertvoll zu fühlen brauche ich keine große Zustimmung und „likes“ auf Social-Media-Netzwerken. Ich schreibe gerne, doch mehr als 80 Prozent meiner Notizen bleiben privat.
Talente erkennen und fördern
Umgekehrt: Ich bin untalentiert, wenn es um Handarbeit geht. Stricken und Nähen sind für manche Menschen ein wunderbares Hobby. Mich kann man damit bestrafen. Und ich müsste sehr viel Zeit und Energie hereinstecken, um ein Parfümeur zu sein. Mein Geruchssinn ist einfach nicht besonders gut angelegt (dafür bin ich audiovisuell talentiert).
Jeder hat Talent. Ich finde es schade, wenn wir unser Talent nicht ausschöpfen und stattdessen darauf schauen, mit welchen Fähigkeiten mehr Geld und Sicherheit bekommen. Wie wäre es also, wenn Du Deine Talente nun wirklich genau anschaust und überlegst, was Du damit anfangen kannst? Du würdest sofort mehr schaffen und glücklicher dabei sein.