Lasst uns lieber vorher schon darüber sprechen

In meinen letzten Notizen über Scrum habe ich über die „Definition von Fertig“ und über das „Sprinten“ geschrieben. Dabei ist mir aufgefallen, dass meine Auslegung der Worte anders ist als im offiziellen Scrum-Guide. Was nun?

  • Ein Sprint ist für mich sehr kurz. Im Sport ist das die kleinste Einheit. Es gibt nichts Kürzeres als ein Sprint. Selbst ein kurzer Sprint zur Toilette ist ein Sprint. In Scrum dauert ein Sprint eine Woche bis zu einem Monat. Für mein Sprachgefühl ist ein Sprint etwas, das ich in einem Tag oder einer Stunde schaffen kann. Insofern wäre ein Sprint nach Scrum eher ein Mittelstreckenlauf.
  • Eine User Story ist in der Regel nur ein Satz und ein Teil der „User Journey“. Also: „Als Mutter eines siebenjährigen Kindes möchte ich meinen Kindern das Schwimmen selbst beibringen“. Daraus ergeben sich dann eine Menge Unterpunkte, um der Mutter zu helfen. Mein Verständnis von „Story“ ist die eines Schriftstellers: Eine Story, die einem roten Faden folgt und einen Anfang, eine Mitte und ein Ende hat. Eigentlich ist die Story nicht das Gerüst (der Plot), sondern eine ausgeschriebene Einheit.

Sehr interessant finde ich das Thema „Definition of Done“, denn hier steckt eine Menge Potenzial für Missverständnisse und gemeinsame Erfolge – wenn man es vorher im Team und mit dem Auftraggeber ganz klar anspricht. Also, wann ist das Projekt für Dich erfolgreich, was willst Du erreichen (und von wem möchtest Du gelobt werden, wenn der Erfolg sonst schwer messbar ist)? Wann ist die Aufgabe wirklich fertig?

Wenn die Erwartungen offen auf dem Tisch liegen, dann kannst Du Dich daran orientieren und – falls es mal zu Schwierigkeiten gibt – eine gute Argumentationshilfe.

Was muss da sein, um zu starten?

In Scrum gibt es nur die DoD und keine DoR, also eine „Definition of Ready“. Ich glaube, dass das dennoch angebracht ist. Denn wenn das Briefing nicht gut genug ist, dann kommt auch hinten nicht viel Gutes heraus. Insofern liegt es an den Ausführenden eine DoR parat zu haben und diese frühzeitig zu fordern. Was sollte mindestens vorliegen (in meinem Fall sind das meistens Kommunikationsziele, Hauptzielgruppe, Kernbotschaften, Tonalität und die Länge).

Bei allem gilt: Lasst uns schon von Anfang an überlegen, was wir erreichen und wie umsetzen wollen. Und dann wird das Projekt mit höherer Wahrscheinlichkeit erfolgreich.