Wann hast du Dich zuletzt körperlich verausgabt?

Vor einigen Jahren stand ich mit einem befreundeten Vater am Seitenrand eines Fußballfeldes. Wir beobachteten die Mannschaft und natürlich ganz besonders unsere eigenen Kinder. In der Halbzeitpause fragte mich der Vater recht unvermittelt und direkt: „Wann hast du dich zuletzt körperlich so bewegt, dass du auf der Wiese flach auf dem Rücken liegen musstest, um dich davon zu erholen?“ Ich war etwas irritiert, worauf wollte er hinaus? Wollte er höflich darauf hinweisen, dass ich nicht besonders fit oder gesund aussehe? Oder wollte er nun mit einer roten Wurst und einem Bier in der Hand über seinen Burn-out sprechen?

Burn-out? Ein schreckliches Thema. Nein. Er wollte nur eine Beobachtung und Feststellung mit mir teilen: Wir Menschen sind zu bequem geworden. Wir haben die Verbindung zu unserem Körper verloren. Wir schnaufen schon nach ein paar Stufen, wissen überhaupt nicht mehr, wozu unser Körper in der Lage ist. Um das herauszufinden, sollten wir uns körperlich gezielt auch mal herausfordern, erklärte er.

Das Leben ist schon gleichförmig und langweilig genug, warum laufen wir dann — wenn wir überhaupt laufen oder uns körperlich betätigen — ebenfalls nur auf Puls 130 oder im Spargang? Wofür schonen wir uns? Kommt da überhaupt noch was?

Es war ein interessantes Gespräch; nicht, weil es so unvermittelt kam, sondern weil wir nie über die Konsequenz, über das „so what“ sprachen. Wir schauten einfach wieder aufs Feld. Es war einfach klar an diesem Samstagnachmittag. Wir können nicht immer nur im ersten Gang fahren, um so viel Sprit wie möglich über die lange Distanz zu sparen. Wir müssen die ganze Gangschaltung benutzen, das gesamte Spektrum ausfüllen. Dazu gehört es auch mal Vollgas zu geben, aber eben bewusst, aus eigener Initiative und nicht, weil man sich getrieben fühlt.

Stress ist ja nicht schlimm. Es wird ungesund, wenn es zu viel und zu oft passiert. Versuche es doch mal beim nächsten Lauf: Beschleunige nach zwanzig Minuten und laufe schnell, solange du kannst. Ein paar Minuten reichen. Dann bleibe stehen oder verschränke deine Arme über deinen Kopf und atme tief ein, spüre dein Herz laut pochen. Erinnere dich daran, dass du hier bist und nicht auf etwas oder irgendjemanden wartest.