Ja, Nein, Naja und ein Nanein

Wenn du dich beim nächsten Mal für oder gegen ein Projekt entscheiden willst: Höre in dich herein. Was hörst du? Ein lautes JA? Ein klares NEIN? Oder ein dünnes Naja? Meine Erfahrung sagt, dass alles, was kein JA ist, automatisch ein Nein ist. Einfach, oder? Derek Sievers nennt das ein „Hell-Yeah“. Pep Guardiola: Thiago oder Nix.

Ein klares Nein ist auch einfach. Aber was ist mit den Graustufen dazwischen? Erinnerung: Es gibt nur ein JA, alles andere ist ein Nein. Trotzdem entwickelt sich aus einem „weiß nicht, eigentlich nicht, mmmh, naja‘” viel zu oft doch noch ein gequältes Ja. Es ist von Anfang an ein halbherziges Ja; ein zerbrechliches Ja. Es ist und bleibt ein Ja, das immer auf wackligen Füßen stehen wird. Auch wenn wir hoffen, dass aus diesem kümmerlichen Ja noch ein festes, energiegeladenes Ja wird.

Oft will ich ein solches Ja gleich wieder einkassieren, will es unbemerkt zurückziehen, sobald es meinen Mund oder meine Finger verlassen hat. Aber dann ist es zu spät, es ist in der Welt, gewinnt an Energie und das Zurückziehen fällt immer schwerer. Aus dem Naja, wurde ein Ja und daraus ein Brrrrr und ein elendig langes Wüüüüüüüürggg.

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Das heißt: Ein Naja, ist auch nur ein Nein. Das Naja ist in Wirklichkeit ein Nanein. Und da es dieses Wort nicht gibt, wird daraus ein Nein. Ein „Oder Nix“.

Vielleicht sollten wir nicht nur in uns hineinhören, denn dann hören wir nur die Stimme unseres Verstandes. Und der ist meistens kein guter Ratgeber, weil er sich so vernünftig wie meine Eltern anhört. Wäre es nach denen gegangen, hätte ich eine Ausbildung bei der Sparkasse gemacht und hätte mich dem Schützenverein angeschlossen. Es ist zum Glück anders gekommen.

Frag doch mal zur Abwechslung Herrn oder Frau Bauch. Fühle in dich hinein. Wie fühlt sich ein lautes Ja an? Bei mir ist das ein wildes Flirren, das im Bauch startet und hoch bis in die Fontanelle zieht. Mein Kopf wirkt leicht, beschwingt wie ein perlender Sekt. Ein klares Nein schafft mir ein wohlig warmes Gefühl im Bauch, das konzentrisch von Innen nach Außen strahlt. Kein Gedanke an den Verlust, der aus einem festen Nein entstehen könnte Alles dazwischen fühlt sich kalt und verengend an: Bauchgrummeln, Kopfschmerzen, ein Kratzen im Hals, unruhig von Kopf bis zu den Füßen. Bei der Beschreibung sollte eigentlich klar sein, dass ein solches Ja keine gute Wahl ist.

Wenn das so ist, warum sagen wir immer noch zu viel Ja und quälen uns verbissen durch? Weil wir Angsthasen sind und fürchten, dass niemals mehr ein JA kommt. Aber warum sollte das sein? Vielleicht muss man sich charmant durch viele NEINS lavieren (das beinhaltet auch die Najas und Naneins), um Platz für die großen, lebensfrohen JAs zu haben. Ich mag den Gedanken, dass die Geduld letztlich den Weg zu einem starken Ja kennt. Wir müssen nur darauf vertrauen.

Wir merken uns also: Es ist ein JA. Oder ein NEIN. Dazwischen gibt es nichts. Thiago oder Nix. Ach wäre es doch immer so einfach.