Augen auf bei der KI-Praktikantenwahl

Ich höre oft, dass aufgrund der KI viele Jobs verloren gehen werden. Das kann sein, es könnte aber auch anders kommen. Vielleicht verschieben sich auch nur die Aufgaben und es entstehen neue Jobs. Ein Beispiel dafür ist der Grafikdesigner, der Logos für Kunden entwirft. Wird er bald ohne Arbeit sein, weil künstliche Intelligenz-Logo-Tools genauso gut oder sogar besser sind? Es kommt darauf an. Ohne ein genaues Briefing wird das Ergebnis nicht das sein, was der Kunde will. Wenn ihm nur bunte Bilder wichtig sind - und solche Kunden gibt es - sollte sich der Grafikdesigner bereits jetzt neue Kunden suchen, die seine Handwerkskunst schätzen.

Die neuen Tools sind letztendlich nur superschnelle und superschlaue Praktikanten. Der Grafikdesigner hat nun Zugriff auf die besten Praktikanten, die normalerweise nur für große Unternehmen arbeiten. Allerdings heißt das nicht, dass er seinen gesamten Job an sie delegieren kann. Er muss künftig besser und genauer briefen und am Ende die Feinarbeiten übernehmen, damit der Kunde zufrieden ist.

Das Gleiche gilt auch für das Texten. Wenn ich einem Praktikanten einen Text gebe, kann ich nicht alles detailliert vorgeben - das würde ihn überfordern. Ich muss also hoffen, dass die erste Version in die richtige Richtung geht und wir dann gemeinsam an Verbesserungen arbeiten können. In der KI-Welt kann ich mit dem Praktikanten sehr konstruktiv an Verbesserungen arbeiten und muss mir keine Gedanken darüber machen, dass ich ihn zu sehr nerve oder verbrenne.

Meinen KI-Praktikanten kann ich von Anfang an sehr detailliert auf die Arbeit vorbereiten. Das ist ein großer Vorteil, den bisher nur wenige Benutzer von ChatGPT und Co. nutzen. Denn anstatt von ChatGPT zu verlangen, einen Artikel über ein Thema zu schreiben, kann ich auch sehr detailliert Kontext geben. Um ein solches Briefing zu erstellen, benötigt man Erfahrung, Empathie für die Zielgruppe und einen klaren Blick auf die Motivation und das Ergebnis. Es ist erstaunlich, welche Ergebnisse ChatGPT liefert, wenn der KI-Praktikant knifflige Aufgaben bekommt. Das gilt allerdings nur für ChatGPT4 - während ChatGPT3.5 eher wie ein Praktikant daherkommt, der zwar nett und höflich ist, aber ansonsten nicht besonders schlau oder kreativ wirkt.

Es kommt noch ein anderer Aspekt hinzu: Wenn man schon so einen schlauen Praktikanten hat, dann könnte man auch in der Offline-Welt mehr Feedback und Input von ihm erbitten. Statt nur Anweisungen zu geben, sollte man hin und wieder fragen: Wie findest du das? Was müsste man aus Sicht der Zielgruppe noch ändern? Auch hier gibt es noch viel Potenzial für die Zusammenarbeit mit (KI)-Praktikanten. Also: Augen auf bei der Praktikantenwahl.