Facebook vs. Australien

Gestern hat Facebook ziemlich pampig für alle australischen Benutzer die Verlinkung zu News-Websites gesperrt. Dahinter steckt ein Beschluss der australischen Regierung, der „News Media Bargaining Code“ genannt wird.

Der „News Media Bargaining Code“ muss jetzt noch durch den australischen Senat. Demnach müsste Google, Facebook und Co den News-Anbietern einen Anteil zahlen. Jetzt zeigt Facebook die Muskeln und blockiert alle Verlinkungen zu australischen News-Sites. Darunter sind auch staatliche Sites wie jene des Bureau of Meterology (das aktuelle News zum Wetter und Buschbränden veröffentlicht) und staatliche Corona-News aus dem Gesundheitssektor.

Facebook ist in Australien wichtiger als in Deutschland

Im Vergleich zu Deutschland ist die Facebook-Nutzung in Australien erheblich prominenter. Alle scheinen noch immer aktiv auf Facebook zu sein und was in Deutschland über WhatsApp-Gruppen läuft, wird in Australien immer noch in Facebook-Gruppen diskutiert. Ohne Facebook läuft hier nichts.

Meine persönliche Einstellung zu Facebook wird durch diese Aktion nur verfestigt. Das Unternehmen verhält sich rücksichtslos gegenüber den Mitgliedern. Das Power-Play geht zulasten der australischen Facebook-Benutzer und wer nicht unbedingt muss, sollte möglichst die Hände von Facebook lassen und sich woanders informieren.

Facebook probt schon mal für andere aufmüpfige Regierungen

Das Thema hat jedoch große Auswirkungen, nicht nur für Australien. Denn eine Motivation von Facebook könnte das Aussenden eines Signals für andere Länder sein, nicht ebenfalls so frech und aufmüpfig zu sein. Was steckt aber nun dahinter?

Hier in dieser Notiz will ich nur zwei Aspekte aufgreifen: Vordergründig geht es um Gerechtigkeit. Facebook verdient mit der Arbeit von lokalen Journalisten, gibt aber nichts ab. Allerdings profitieren auch die News-Websites, denn sie bekommen über Facebook eine Menge Traffic. Wenn das ausbleibt, dann hat die australische Regierung dem Mediensektor einen Bärendienst erwiesen.

Facebook vs Murdoch

Die Geschichte hat aber noch einen anderen Dreh: Warum hat die australische Regierung das vorangetrieben? Hier in Australien mehren sich die Stimmen, dass sich die Regierung auf die Seite eines anderen Monopolisten geschlagen hat: Rupert Murdoch.

Das Medienimperium hat in den letzten Jahren den australischen News-Markt aufgekauft und Tabula Rasa gemacht. Viele Städte haben nun keine lokale Zeitung mehr, nachdem Murdoch sie geschlossen und alle lokalen Journalisten entlassen hat. Etwa 70 Prozent der australischen Medien werden mittlerweile von Rupert Murdoch kontrolliert. Kein Wunder, dass die heutigen Zeitungen in großen Specials über das böse Facebook berichten.

Wann werden wir wieder Freunde?

Wie geht es nun weiter? Bleibt es beim #UnfriendAustralien? Ich denke, Facebook und Google werden eine gute Verhandlungsposition haben (Google verhandelt bereits mit den Murdoch-Medien, aber auch ABC News und SBS). Ob die kleinen, unabhängigen Medien-Outlets ebenfalls davon profitieren, ist noch nicht klar. Momentan verlieren sie durch die Blockade eine Menge Geschäft.

Spannend wäre es, wenn die australische Regierung einen Weg der Umverteilung finden könnte, um den unabhängigen lokalen Journalismus zu stärken. Denn es gibt leider zu wenig Platz für andere Stimmen. Diese Regierung, die von Kohlelobbyisten und Medienmonopole geleitet ist, wird sich sicherlich nicht dafür einsetzen. Ich bin gespannt, ob die momentan eher schlappe Labour-Partei daraus Profit schlagen kann. To be continued…