Von Sie zu Du zu du
Ich hatte vor etwa einem halben Jahr meine Gedanken zum Thema Binnenmajuskel und Gendern aufgeschrieben. Kürzlich wollte ich etwas nachsehen und bin auf die Notiz gestoßen. Dabei ist mir aufgefallen, dass ich die Leser mit „Du“ angeredet habe. Das mache ich seit ungefähr einem Jahr, vorher „Siezte“ ich alle hier.
Seit ein paar Monaten bin ich auf das kleine „du“ umgestiegen und habe das altmodische, höfliche Du ebenfalls einkassiert. Ändert sich dadurch etwas? Ich glaube nicht. Ich duze also meine Leser nun so hemmungslos wie auf dem Rosenmontagszug in Kölh, aber da ja sowieso niemand mitliest und ich die Texte nur für meinen eigenen Spaß schreibe, ist es auch egal. Oder nicht?
Noch immer mag ich das höfliche „Du“ lieber. Ich bin Old School. Und in E-Mail verwende ich das Du immer noch. Aber weil viele Auftraggeber nun auf das kleine du umsteigen, folge ich leicht torkelnd.
Na klar, wir werden alle informeller, persönlicher, direkter. Mit einem „du“ baut man schneller eine Nähe auf, kann emotionaler ansprechen, Gefühle erzeugen und beeinflussen. Aber wenn man „per du“ ist, dann sind die Menschen auch schneller „persönlich enttäuscht“. Ich kenne das aus eigener Erfahrung.
Wir werden alle hemdsärmeliger und duzen uns mehr. Ich lebe in einem sprachlichen du-Umfeld und mag es, hier mit jedem auf First-Name-Basis zu sein. Thanks, Bob. Aber ich mag auch die gesunde Distanz, die ein „Sie“ bringt. Das schafft mehr gegenseitigen Respekt.
Ach, du siehst, ich kann mich doch nicht so richtig entscheiden. Denn ich mag beides: das Sie und das Du. Und das du. Auf dem Blog werde ich dich also konsequent duzen. Mit einem kleinen d. Ich hoffe, das ist okay.